10 Jahre Medienscout e.V. … und unser Beitrag zur Coronapandemie
Im Januar 2012 hatten wir uns entschlossen, unsere ehrenamtlichen Aktivitäten nachhaltiger in einem offiziellen Verein fortzuführen.
Das Anliegen unserer Medienscouts in der Peer-to-Peer Aufklärung war von Beginn an ein zweifaches:
- Mediengefahren (Suchtpotential, Manipulation, Big Data usw.) aufzudecken
- und auf Medienchancen zu sensibilisieren
Die Coronpandemie hat in den letzten Jahren beide Aspekte unserer Grundanliegen uns aufs Neue in den Fokus gebracht.
- Nie zuvor hat unserer Generation so deutlich sehen können, wie unterschiedliche Akteure Medien für Ihre Zwecke instrumentalisieren. Unzählige Fake News, Verschwörungstheorien bis hin zur politischen Instrumentalisierung der Medien, konnten weltweit beobachtet werden. Uns wurde aufs Neue bewusst, wie wichtig unsere Medienscoutarbeit der letzten 10 Jahre gewesen ist. Durch unsere einfachen audiovisuellen Präsentationen konnten viele Schüler durch die Medienscouts in Deutschland für Manipulationsmethoden medienpsychologisch sensibilisiert werden. Darüber hinaus konnten Sie zumindest Grundlagen der Suchtentstehung verstehen, um durch diese kritische Zeit kompetenter mit ihrem Medienumgang umzugehen.
- Unser Anliegen war es aber auch immer die Schüler auf die positiven Möglichkeiten der Medienangebote hinzuweisen. Die Coronapandemie hat die letzten zwei Jahre zahlreiche Schüler mehr seelisch als somatisch geschädigt. Vor einem Jahr hat die Hamburger COPSY-Studie gezeigt, dass nach einem Jahr Corona jedes dritte Kind in Deutschland psychisch auffällig ist. Im ersten Jahr sind die seelischen Störungen um 20 % gestiegen. Ende 2021 zeigen österreichische Studien ein noch drastischeres Bild: 50 % bis 55 % der Schüler sind inzwischen im deutschsprachigen Raum seelisch erkrankt! Diesen katastrophalen Entwicklungen, können weder klinische noch ambulante Angebote gerecht werden, sie übersteigen unsere psychotherapeutischen und medizinischen Kapazitäten um das Vielfache. Aber als Medienscouts möchten wir auch in der Coronakrise zeit- und themaaktuell auf die positiven Angebote des Internets hinweisen. Es gibt zum Glück Internetangebote, die auf einem niederschwelligen Level den Schülern jetzt Hilfe zur Selbsthilfe anbieten. Ein solches Angebot haben drei Universitäten in Kooperation entwickelt, das wir empfehlen möchten. Zwei österreichische und eine deutsche Universität haben unter der Leitung von Prof. Dr. Christoph Pieh das Hilfsangebot (istok.at) entwickelt. Hier bekommen die Schüler die Möglichkeit online zu den Themen: Depression, Ängste, Schlafstörungen und Stress, kurze Expertentipps bzw. Hilfe zur Selbsthilfe in kurzen leichtverständigen Videobeiträgen. Durch dieses Angebot erhalten Schüler ganz praktisch durch das Internet niederschwellige medizinisch-psychologische Hilfe, die sie selbst anwenden können. Sie werden aber auch motiviert – falls die Selbsthilfe nicht ausreicht – sich vor Ort professionelle Hilfe zu suchen. Dies ist eine wirklich gute und praktisch anwendbare, dringend notwendige Onlinehilfe für die seelische Coronapandemie unserer Jugendlichen.
Als Pioniere der medialen Peer-to-Peer Aufklärung, geht unsere Vision nach 10 Jahren erfolgreicher Arbeit aber noch deutlich weiter.
Wäre es nicht schön, wenn eines Tages auch nicht nur mediale Expertenhilfe mit Vorträgen, wie die von Prof. Pieh (istok.at) geben würde, sondern auch eine Art Medienscouts seine Hilfe im Internet und Schulen anbietet?
Vielleicht wird aus leidigen Erfahrungen, ähnlich wie vor 13 Jahren dem Amokgeschehen in Winnenden, der unseren Medienscout hervorgebracht hat, auch durch Corona manch Gutes für die Gesellschaft erwachsen.